Seit 2012 feiere ich Weihnachten in den USA. Und ich kann mich noch gut an mein Erstes Weihnachten in den USA erinnern. Auch wenn Weihnachten weltweit das gleiche Ereignis feiert, so waren die Unterschiede doch gravierend. Eigentlich hätte mich das Weihnachten vor meiner Auswanderung, als mein (inzwischen) Mann mich aus den USA besuchte und mit Geschenken überschüttete, vorwarnen sollen. Ganz ahnungslos war ich nicht, dennoch war es fast ein Kulturschock.
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Also was sind nun diese Unterschiede von einem Weihnachtsfest in den USA zu einem deutschen Weihnachten?
Außendekorationen – Weihnachten USA
Natürlich sind die Innenstädte und Läden festlich geschmückt. Besonders New York ist in der Vorweihnachtszeit bezaubernd hergerichtet. Aber auch die Einfamilienhäuser gewöhnlicher Amerikaner werden mit viel Vorplanung und Liebe geschmückt. Die Amerikaner lieben es, ihr Haus zu bestimmten Feiertagen dementsprechend zu dekorieren. Aber vor allem Weihnachten und die Vorweihnachtszeit wird aufwendig dekoriert und es darf bunt und blinkend sein und manchmal macht es sogar „Ho Ho“.
Es werden nicht nur Lichterketten aufgehängt, sondern auch aufblasbare Weihnachtsmänner, oder eine Krippe in Lebensgröße, möglich ist auch den Schlitten vom Weihnachtsmann mit den ganzen Rentieren auf dem Dach. In manchen Straßen wirkt es, als hätten die Nachbarn, in einem Wettbewerb die Läden leergekauft. Die blinkenden bunten Lichter verbrauchen gigantische Mengen an Strom. Fast jede Stadt hat einen Weihnachtsverrückten der sein Haus extrem (sogar für Amerika) herrichtet. Eine Sehenswürdigkeit, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man einen solchen Enthusiasten in der Nähe hat.
Innendekoratioen
Mein amerikanischer Mann ist ein großer Fan von Weihnachten. Er liebt es, den Weihnachtsbaum bunt und glitzernd, zu schmücken. Ich hatte einmal unseren frisch geschmückten Weihnachtsbaum auf Facebook gepostet und das Bild wurde kommentiert „Wo ist denn der Baum?“, da man den Baum vor lauter Dekoration nicht mehr sehen konnte.
Ich würde einen schlichteren Baum bevorzugen, aber wir haben uns darauf geeinigt, dass er Weihnachten die Dekorationen entscheidet und ich Halloween. Ich wurde auch schon als Grinsch bezeichnet, da ich in meinem Haus im August keine Weihnachtsmusik dulde. 2020 habe ich da allerdings ein Auge zugedrückt.
Geschenke
Oh boy, wo fange ich da an. Hier sind die Unterschiede gigantisch. Ich meine, wenn die Haustür gleich ins Wohnzimmer führt und man diese kaum noch öffnen kann, weil alles voller Geschenke steht, dann ist es meiner Meinung nach ein bisschen zu viel.
Ich muss hier betonen, dass ich natürlich nur Erfahrungen in meiner Weihnachtsverückten Familie sammeln konnte. Da aber viele Familien Schulden für Weihnachten machen, auf Layaway kaufen (also schon weglegen lassen und abbezahlen), oder ein extra Sparkonto nur für Weihnachten haben, erscheint es mir schon so, dass Weihnachtsgeschenke doch etwas größer ausfallen als in Deutschland. Es ist auch üblich nicht nur ein Geschenk per Person zu schenken, sondern pro Person 3 oder noch mehr Geschenke und da sind die Stockings (Socken mit kleinen Geschenken) noch nicht mitgezählt. Allerdings gibt es normalerweise ein großes Geschenk und der Rest sind oft Sachen, die man braucht wie Kleidung.
Wer bringt die Geschenke?
Na, in Deutschland ist diese Frage noch nicht so ganz geklärt. Das kommt wohl darauf an, ob man in einer überwiegend evangelischen oder katholischen Gegend wohnt. Je nach dem bringt entweder das Christkind oder der Weihnachtsmann die Geschenke.
Der Santa Claus mit seinem roten Mantel unterscheidet sich inzwischen nicht mehr von dem deutschen Weihnachtsmann. Hier hat Coca-Cola unser Bild vom Geschenkebringer geprägt. Das Christkind ist in den USA unbekannt.
In Amerika gibt es die Möglichkeit den Santa Claus live zu erleben. Er besucht Einkaufszentren, um die Geschenkewünsche der Kinder entgegenzunehmen und ein Bild zu machen. Aber viele Städte haben auch ein Santa-Claus-Haus, wo man ihn besuchen kann. In der Stadt, in der ich lebe, Torrington in Connecticut, gibt es auch so ein Haus und mein Mann und ich haben Santa Claus einen Besuch abgestattet. Wir mussten zwar lange anstehen, aber das Warten hatte sich gelohnt. Santa Claus und seine Frau haben ein schönes Haus und die Elfen waren fleißig am Arbeiten, auch die Rentiere konnten wir bestaunen.
Wann werden die Geschenke ausgepackt?
In Deutschland werden die Geschenke am Weihnachtsabend also am 24. Dezember ausgepackt. In den USA packt man die Geschenke morgens am 25. Dezember aus. Es ist auch eine beliebte Tradition in vielen Familien extra Weihnachtsschlafanzüge zu tragen, oft im Partnerlook für die ganze Familie und ja auch manchmal für den Hund.
Auch hier haben wir einen Kompromiss gefunden und so darf jeder von uns ein kleines Geschenk am 24. öffnen und die eigentliche Bescherung ist dann morgens am 25.
Essen und Getränke
Hier sind die Unterschiede riesig. Auch in Deutschland ist es regional sehr unterschiedlich, was es zur Weihnachtszeit zum Essen gibt. Hoch im Norden soll es ja auch Heringssalat zu Weihnachten geben, in der Oberpfalz gibt es oft saure Zipfel (Bratwürste in einem Sud mit Zwiebeln gekocht) oder Karpfen.
Ich persönlich bevorzuge Gans oder Ente zu Weihnachten, etwas das ich in meiner Familie leider noch nicht durchsetzen konnte. Meist gibt es Ham (gekochter Schinken) oder Truthahn, es soll aber auch Gans oder Ente geben.
Aber in meiner Familie ist es eine Tradition zu Weihnachten fried Dough zu servieren. Soweit ich weiß, ist das nur in meiner Familie Sitte. Für jeden, der sich jetzt stirnrunzelnd fragt, was fried dough ist, das ist frittierter Pizzateig, der entweder als Süßspeise mit Puderzucker bestreut und Apfelmus gegessen wird oder wie in unserem Fall mit Tomatensoße und Parmesan. Dieses Jahrmarkt Gericht ist erstaunlich lecker.
Weniger lecker finde ich persönlich die Weihnachtsplätzchen in Amerika. Die sind mir zu süß, ist aber bestimmt Geschmackssache. Auf alle Fälle sind sie meist sehr bunt dekoriert. Mein Mann und ich freuen uns immer, wie kleine Kinder, auf Omas Plätzchen. Jedes Jahr bekommen wir ein Päckchen mit ihren selbstgebackenem und dieses Jahr hat sie uns sogar zwei Päckchen angesagt.
Glühwein ist in den USA auch als Mulled Wine bekannt, aber eher selten zu finden. Wer Glück hat, kann deutschen Glühwein in einem Aldi oder einem anderen Supermarkt finden. Man kann aber auch beim Alkoholgeschäft um die Ecke einen Karton bestellen. Dies sind immer nette Geschenke finde ich. Ein beliebtes Getränk zur Weihnachtszeit in den USA ist Eggnog, ein Getränk aus Milch und Eiern und manchmal auch Alkohol.
Adventskalender und Kränze
Als ich 2012 meine erste Adventszeit in den USA erlebte, gab es kaum Adventskalender. Inzwischen gibt es Adventskalender fast in jedem Supermarkt zu finden. Adventskränze gibt es auch, aber meist mit 3 statt 4 Kerzen, oder eine der vier Kerzen hat eine andere Farbe.
Nikolaus
Der Brauch, dass der heilige Nikolaus kleine Geschenke oder Süßigkeiten bringt, ist in den USA so gut wie unbekannt. Ich arbeite daran dies zu ändern.
Elf on the shelf
Dieser Brauch ist leider noch nicht nach Deutschland übergesprungen. Der Elf on the shelf ist eine kleine Puppe, die in der Vorweihnachtszeit immer irgendwo anders auftaucht. Manchmal steht er im Kühlschrank, manchmal sitzt er vor dem Fernseher und manchmal sitzt er auch nur auf dem Regal. Eltern erlauben sich oft einen Riesenspass damit ihre Kinder zu verwirren. Die offizielle Aufgabe des Elfs ist es am Tag das Verhalten des Kindes zu beobachten und dann in der Nacht dem Santa Claus Bericht zu erstatten.
Weihnachtsmärkte
Auch in den USA gibt es viele Weihnachtsmärkte, die nun oft auch Holiday Market genannt werden. Einige dieser Weihnachtsmärkte sind auch nach deutschem oder europäischem Vorbild gestaltet. Du findest hier deutsche Christkindlsmärkte in den USA.
Ich lebe in den USA seit 2012, inzwischen hat sich auch Deutschland mehr an das amerikanische Weihnachten angepasst. Aber ich persönlich vermisse gerade zu Weihnachten die Heimat am meisten. Mir ist das amerikanische Weihnachten ein bisschen zu schrill und zu weit am Thema vorbei. Allerdings hat auch Weihnachten in den USA seine Reize.